Markt- und Trendwissen für Kosmetikhersteller: Die Zusammenarbeit von Marketing und F&E stärken

Unsere neue Reihe an Blogposts starten wir mit einem Interview. Unsere Marktanalystin und Trendscout Julia Keith stand dem SOFW-Journal in einem Interview Rede und Antwort: Wie sie und ProTec Ingredia zusammengefunden haben, welche Services sie unseren Kunden bietet und - natürlich – welche Beauty Trends sich gerade am Horizont abzeichnen.

 Sie unterstützen ProTec Ingedia mit einer neuen Funktion als Market Analyst und Trendscout. Wie kam es dazu?

Julia Keith: Seit 2010 blogge ich auf meiner Website beautyjagd.de über Naturkosmetik, Nischenmarken, internationale Beauty-Trends und interessante Wirkstoffe. Um auf dem Laufenden zu bleiben, besuche ich regelmäßig Fach- und Rohstoff-Messen und mache Store Checks in großen Städten wie Paris, Seoul, Tokyo oder Los Angeles. Auch online bin ich viel auf Instagram, Substack oder TikTok unterwegs und halte dort nach den spannendsten und innovativsten Beauty-Produkten Ausschau. Beauty-Trends sind nicht nur meine Profession, sondern eine starke Leidenschaft von mir.

Die Zusammenarbeit mit dem Distributor für hochwertige Kosmetikwirkstoffe ProTec Ingredia begann bereits vor über fünf Jahren: Gemeinsam starteten wir 2019 unser Blogprojekt, bei dem wir in 50 Folgen hinter die Kulissen der Beauty-Industrie blickten. In den Beiträgen dreht sich alles um die Entstehung von Beauty-Innovationen, um die Herausforderungen bei der Entwicklung und Erforschung von Wirkstoffen oder um nachhaltiges Engagement in der Branche.

Da sich unsere Kompetenzen perfekt ergänzen, war es ein logischer Schritt, die Kräfte nun noch mehr zu bündeln: Seit Anfang des Jahres bin ich als Marktanalystin und Trendscout im Team der ProTec Ingredia tätig.

 Wie unterstützen Sie die Kunden von ProTec Ingredia?

Schon vor meiner Tätigkeit bei ProTec Ingredia habe ich Kosmetikfirmen im Bereich Marketing und Beauty Trends beraten. Da ich mich sowohl für Marketing als auch für die Wissenschaft hinter den Inhaltsstoffen und Formulierungen interessiere, sehe ich mich als eine Art Übersetzerin zwischen Marketing und F&E: Ich liebe es, die Wissenschaft für Marketingexperten verständlicher zu machen und gleichzeitig Trends und Produkthypes der F&E näher zu bringen. So entstehen Produktkonzepte, die wissenschaftlich überzeugend und für die Kundenzielgruppe attraktiv sind.

So unterstütze ich unsere Kunden bei der Entscheidung, welche Produkte in ihr Sortiment passen oder bei der Erstellung von Wirkstoffkonzepten. Dazu gehört auch, neue Beauty-Trends vorzustellen und deren Hintergründe zu erklären. Sehr gern zeige ich auch interessante Produkte, auf die ich online oder auf meinen Reisen aufmerksam wurde. Besonders effektiv ist es, wenn meine Beratung gemeinsam mit einem unserer Sales Manager stattfindet - dann sind Markt- und Wirkstoff-Wissen an einem Tisch vereint.

 Haben Sie ein paar Beispiele für uns: Welche Trends zeichnen sich für die kommenden Jahre ab?

• Wirkstoffe, die Skinfluencer lieben
  Seit einigen Jahren lässt sich beobachten, dass Skinfluencer auf Instagram und TikTok einen starken Einfluss auf Gen Z und Millenials – und mittlerweile auch auf ältere Zielgruppen - haben. Aus diesem Grund erleben Wirkstoffe wie Retinol oder Niacinamide derzeit ein großes Revival. Sie gelten bei Skinfluencern als wissenschaftlich gut erforscht und wirksam. Die passenden Produktkonzepte konzentrieren sich meist auf 1-2 Wirkstoffe. Übrigens: Haar-Influencer sind derzeit die aufsteigenden Stars der Beauty-Social-Media-Szene. Ihre Power ist bereits in den Drogerieregalen deutlich zu sehen.
  
  
• Neurokosmetik 2.0 
  Mittelfristig werden neue neurokosmetische Wirkstoffe, die nachweislich die Verbindung zwischen Haut und Gehirn stärken, mehr Aufmerksamkeit erlangen. Ein Beispiel für diesen Trend ist die neue Marke Neuraé der Sisley-Gruppe, deren Produkte nicht nur die Haut pflegen, sondern auch gezielt auf Stimmung und Psyche wirken.
  
  
• Climate Care 
  Ich brauche wohl nicht zu betonen, dass Nachhaltigkeit der wichtigste Zukunftstrend sein wird. Der bereits deutlich spürbare Klimawandel wird sich auch auf die Kosmetikindustrie auswirken: Hitzewellen oder Überschwemmungen werden beispielsweise das Sourcing von (natürlichen) Rohstoffen beeinflussen. Ich gehe davon aus, dass die Biotechnologie hier eine wichtige Rolle spielen wird, um die Produktion und die Lieferkette von Rohstoffen so resilient wie möglich zu machen.
  Was die Entwicklung von Kosmetikprodukten angeht, kann man z.B. schon jetzt einen Blick nach Japan werfen: Jeden Sommer werden dort limitierte Versionen beliebter Kosmetikprodukte auf den Markt gebracht, die die Haut zusätzlich um mehrere Grad abkühlen. Interessant ist in dieser Hinsicht auch die neue Gesichtspflege Augmented Skin von Prada. Sie basiert auf 15 Adaptogenen aus Pflanzen, die sich extremen Wetterbedingungen anpassen können und der Haut dabei helfen, widerstandsfähiger zu werden.

In welchen Ländern gibt es die interessantesten Beauty-Trends?

Meine Recherchen habe ich möglichst breit aufgestellt, denn nicht nur in den USA tut sich viel – sondern z.B. auch in Thailand oder Lettland. In Europa ist Frankreich für mich eines der interessantesten Länder, weil es dort neben den Weltkonzernen wie L‘Oréal so viele und zum Teil sehr professionell aufgestellte Indie Brands gibt. Store Checks in Paris sind also ein Must für mich!

Natürlich behalte ich auch Korea genau im Auge. Seit über 15 Jahren breitet sich K-Beauty weltweit aus. Auch in China wird es immer spannender: Während dort lange Zeit westliche Marken die Trends bestimmten, sind nun junge chinesische Marken stark im Kommen.